Die fünf Juroren Odile Decq (F), Phyllis Lambert (Can), Harald Szeemann (CH) und Robert M. Wilson (USA) unter dem Vorsitz von Hans Hollein (A) haben am 6. April 1998 einstimmig mit folgender Begründung den Preis an den amerikanischen Architekten Frank O. Gehry vergeben:
Der stets spürbare Mut zu nichtideologischem Kreieren, seine lusterfüllte Arbeit, die über den Bau die Lust weitergibt, machen aus seiner Architektur Kunstwerke voller Überraschungen. Seine Bauten sind komplexe Geschenke. Ihr Erscheinungsbild und ihre Realität sind Früchte seiner Regie des Unvorhersehbaren im Wechsel von beruhigenden und destabilisierenden Momenten. Sie sind Metaphern, Arretierungen seiner funktionierenden, korrelierenden Fantasie, sinnliche und mentale Räume zu schaffen, die sich stets neue Häute wünschen. Und das mit der Großzügigkeit und der Weisheit fundamentaler Erkenntnis, die Martha Graham einmal treffend formulierte: Ich lerne aus der Praxis. Sein Tun ist Frische und Sinnlichkeit, und gerade aus dieser Natürlichkeit heraus entstehen diese seine Grenzüberschreitungen. Friedrich Kiesler hat es einmal so formuliert: „Form folgt nicht der Funktion. Form folgt der Vision. Vision folgt der Wirklichkeit.“
Der Preis wurde am 2. Juni 1998 von Bundeskanzler Mag. Viktor Klima, Bundesministerin Elisabeth Gehrer und Kulturstadtrat Dr. Peter Marboe an Frank O. Gehry übergeben. Der Vorsitzende der Jury, Architekt Prof. Hans Hollein, hielt die Laudatio.
Biografie Frank O. Gehry
Frank O. Gehry wurde 1929 in Toronto, Kanada, geboren und übersiedelte 1947 in die USA. Er besuchte die University of Southern California und studierte anschließend Stadtplanung an der Harvard University’s Graduate School of Design. Nach der Mitarbeit bei Victor Gruen in Los Angeles und André Remondet in Paris gründete er 1962 die Firma Frank O. Gehry and Associates, Inc. mit Sitz in Los Angeles.
Frank O. Gehry ist einer der international bedeutenden und einflussreichen Architekten der Gegenwart. Er verbindet neue Formen und verwendet unkonventionell neue Materialien und Techniken. So schuf Gehry eine eigenständige und unverkennbare Architektursprache, die nicht zuletzt durch besondere Bezüge seiner Bauten zur Umgebung gekennzeichnet ist. Frank O. Gehry greift nicht nur auf Möglichkeiten der Architektur zurück, sondern lässt sich auch von der bildenden Kunst inspirieren, was sich in häufiger Zusammenarbeit mit Künstlern wie Richard Serra, Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen manifestiert.
Frank O. Gehrys Werk umfasst u. a. Wohnungen, Wohnhäuser, Restaurants, Geschäfte, Bibliotheken, Schulen, Konzerthallen, Bürobauten und Museen, die er in Europa, Asien und den USA realisiert hat.
Zu seinen wichtigsten Bauten zählen das California Aerospace Museum in Los Angeles (1984), das Vitra Design Museum und die Fabrik in Weil am Rhein (1989), das Samsung Museum of Modern Art in Seoul / Korea (1994), das American Center in Paris (1994), die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles (1997) und das Guggenheim Museum in Bilbao (1997).
Frank O. Gehry wurde mit den renommiertesten Architektur- und Kunstpreisen, u. a. dem Pritzker Architecture Prize (1989) und dem Wolf Prize in Art (1992) ausgezeichnet.