Preisträger des 13. Österreichischen Friedrich Kiesler-Preises für Architektur und Kunst 2024:
JUNYA ISHIGAMI
Die Österreichische Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung freut sich, den japanischen Architekten Junya Ishigami als Preisträger des Friedrich Kiesler-Preises für Architektur und Kunst bekannt zu geben, einem der höchst dotierten internationalen Preise auf diesem Gebiet.
Preisverleihung
Montag, 17. Juni 2024, 18:00
Otto Wagner Postsparkasse
🠒 Link zur Einladung
Ausstellung
Junya Ishigami
19. Juni – 11. Oktober 2024
Kuratiert von Anna Fliri
Friedrich Kiesler Stiftung
Eröffnung am Dienstag, 18. Juni 2024, 17:00
Kiesler-Lecture
von Junya Ishigami
Dienstag, 18. Juni 2024, 19:00
Architekturzentrum Wien
Entscheidung der Jury
Die hochkarätig besetzte Jury des Friedrich Kiesler-Preises 2024 – bestehend aus Leonor Antunes (Künstlerin, Berlin), Céline Condorelli (Künstlerin, London/Mailand), Harald Gründl (Designer, Wien), Anupama Kundoo (Architektin, Berlin) sowie dem Vorsitzenden Kjetil Thorsen (Architekt, Oslo) – begründet ihre Entscheidung wie folgt:
„Die Jury freut sich, den diesjährigen Kiesler-Preis an Junya Ishigami zu vergeben, der sich in der gegenwärtigen Architekturpraxis durch seine inspirierende und einzigartige Herangehensweise an die Gestaltung der gebauten Umwelt auszeichnet. Indem er mit seinen außergewöhnlichen Projekten die Grenzen der traditionellen Disziplinen überschreitet, überwindet er jene Einschränkungen, die durch die Bauindustrie vorgegeben werden. Damit weist er starke Parallelen zu Friedrich Kieslers experimenteller und innovativer Haltung auf. Ishigami fügt den vielen herausragenden Künstler:innen und Architekt:innen, die den Preis bereits erhalten haben, eine faszinierende neue Facette hinzu.
Kiesler Preis Jury 2024
(von links nach rechts):
Leonor Antunes, Kjetil Thorsen, (Elke Delugan-Meissl, Vorstandsvorsitzende), Anupama Kundoo, Celine Condorelli, Harald Gründl, (Gerd Zillner, Direktor).
Foto: Michael Nagl
Ishigamis „Free Space“-Philosophie, die eine Harmonie zwischen den vom Menschen geschaffenen Strukturen und jenen anstrebt, welche bereits in der Natur vorhanden sind, korreliert mit Kieslers Auffassung, dass „[d]er neue Gestalter die Methoden, mit denen die Natur baut, verstehen lernen wird … aber er wird ihre Methoden nicht nachahmen“ (On Correalism and Biotechnique, 1939). Ishigami, der für Entwürfe mit traumartigen Qualitäten bekannt ist, welche häufig natürliche Elemente wie Höhlen, Pflanzen oder sogar ganze Wälder mit einbeziehen, stellt den Menschen als Teil dieser Natur in den Mittelpunkt. Er steht damit in Einklang mit Kieslers ganzheitlicher Theorie des „Korrealismus“, die „die Dynamik der ständigen Interaktion zwischen dem Menschen und seiner natürlichen und technologischen Umgebung“ widerspiegelt.
Ishigamis Arbeit ist sehr divers und trägt jener Tatsache, dass die Anforderungen von heute multidimensional sind, Rechnung. Anstatt die eine Lösung zu finden, sieht er es als die Kernaufgabe des zeitgenössischen Architekten an, eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen zu finden, welche sich auf einen bestimmten Ort und eine bestimmte Aufgabe beziehen. Ishigami realisiert herausragende und sehr eigenwillige Projekte, wie den KAIT Workshop am Kanagawa Institute of Technology (Atsugi/Japan, 2008), den Museumspark des Polytechnischen Museums in Moskau (Russland, 2019) oder das House & Restaurant (Ube/Japan, 2022). Sein viel beachteter Serpentine Pavillion (London/England, 2019), ein höhlenartiger Raum der als temporäre Installation in den Londoner Kensington Gardens realisiert wurde, ist ein Refugium der Kontemplation. Besonders beeindruckt war die Jury vom Art Biotop Water Garden (Tochigi/Japan, 2018), wo ein ganzer Wald umgesiedelt und vor der Zerstörung bewahrt wurde, so dass ein Ort von surrealer Schönheit entstanden ist, in dem man sich entspannen und verlieren kann.
Die Jury würdigt Ishigamis kompromissloses und herausragendes Werk und seine Fähigkeit zu inspirieren, indem er eine visionäre und poetische Alternative zum wirtschaftlich orientierten Pragmatismus der heutigen Mainstream-Architektur darstellt. Er überschreitet und erweitert die traditionellen Genres und fügt der Disziplin der Architektur eine radikale neue Perspektive hinzu.“
Junya Ishigami
Der 1974 in der Präfektur Kanagawa Junya Ishigami ist eines der herausragendsten Talente der internationalen Architekturszene. Nachdem er mehrere Jahre im Büro der Pritzker-Preisträgerin Kazuyo Sejima/SANAA gearbeitet hat, machte er sich 2004 mit junya.ishigami+associates selbstständig. Aufgrund der Einzigartigkeit seiner Arbeit und der unkonventionellen Herangehensweise an seine Projekte wurde er rasch anerkannt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2009 war er der jüngste Preisträger, der je mit dem Architectural Institute of Japan Prize ausgezeichnet wurde; 2010 erhielt er den Goldenen Löwen der Architekturbiennale Venedig; und 2019 war er der erste Preisträger, des neu ins Leben gerufenen Obel Award. Seit 2010 lehrt er an der Tohoku University in Japan, und 2014 wurde er Kenzo Tange Design Critic an der Harvard Graduate School of Design (USA).
Für Ishigami ist Architektur ein offenes Feld unendlicher Möglichkeiten, das sich in alle Lebensbereiche hinein erstreckt, sämtliche Fragen des Seins aufwirft und einer wissenschaftlichen ebenso wie künstlerischen Betrachtung bedarf. Anscheinend frei von den Regeln und Zwängen der Architektur, findet Ishigami den Kontext für seine Projekte vorwiegend in der Natur. Ein anhaltender Fokus liegt hierbei auf der Neuinterpretation der Grenze zwischen Landschaft und Architektur. Sein konzeptionelles Denken ist geprägt von einem Verlangen nach einer Verflechtung der Architektur mit dem „Natürlichen“, einer Ausweitung vorhandener Grenzen zwischen Design, Architektur und Umwelt. Ishigami begibt sich mit seinen visionären Entwürfen, deren Ästhetik von Konzentration, Transparenz und Einfachheit geprägt sind, auf eine ganzheitliche Suche nach einer Architektur der Zukunft, in der das gesellschaftliche Leben nach organischen Prinzipien ausgerichtet ist.
Zu Ishigamis Großprojekten gehören u.a. KAIT Workshop für das Kanagawa Institute of Technology (Atsugi/Japan, 2008), House of Peace in Kopenhagen (Dänemark, 2014), Chapel of the Valley in Shandong (China, 2016), Art Biotop Water Garden (Tochigi/Japan, 2018) und sein Pavillon für die Serpentine Gallery (London/England, 2019).
„Ich fühle mich geehrt, den angesehenen Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst zu erhalten und möchte mich bei der Stiftung und der Jury von ganzem Herzen bedanken. Diese Anerkennung inspiriert mich, auch weiterhin die Grenzen von Architektur in meinem Streben nach herausragender Qualität zu überschreiten.“
Junya Ishigami, 13. Kiesler-Preisträger 2024
„Junya Ishigami ist ein herausragender Visionär der zeitgenössischen internationalen Architekturszene. Mit seinen Grenzen überschreitenden und mit Konventionen brechenden Entwürfen, in denen die Beziehung des Menschen zu seiner Umgebung sowie des Menschengemachten zur Natur stets im Fokus stehen, ist er ein wahrer Seelenverwandter Friedrich Kieslers. Ishigamis Konstruktionen – wie zum Beispiel sein Pavillon für die Serpentine Gallery in London oder das House of Peace in Kopenhagen – haben eine surreale, nahezu traumgleiche Qualität. Immer wieder aufs Neue hinterfragt er die fundamentalen Vorstellungen davon, was ein Gebäude ist und bindet in seinen Arbeiten Elemente der natürlichen Welt – wie Landschaft, Wasser, Wolken und Wald – auf nie zuvor gesehene Weise ein. Diese einzigartige und zukunftsweisende architektonische Herangehensweise macht Junya Ishigami zu einem mehr als würdigen Preisträger für den Friedrich Kiesler-Preis.“
Andrea Mayer,
Kunst- und Kulturstaatssekretärin
„Meisterlich versteht Junya Ishigami in seiner Architektur, fluide Übergänge zwischen Innen und Außen herzustellen. Kieslers Idee von Endlessness, vom Fluxus der Natur, deren Bewegtheit in die Kunst überführt werden soll, entspricht bei Ishigami einer Auflösung von Grenzen zwischen Umwelt und Interieur. Es freut mich, dass mit Junya Ishigami ein so würdiger Kiesler-Preisträger gefunden wurde, dessen organische Architekturvisionen gleichermaßen faszinieren, wie sie Harmonie zwischen Natur und Menschengemachtem herstellen.“
Veronica Kaup-Hasler,
Stadträtin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Wien
„Junya Ishigami ist einer der interessantesten Architekten der jüngeren Generation. Sowohl seine unnachgiebige Haltung als auch sein visionäres Werk machen ihn zum perfekten Kiesler-Preisträger. Seine poetisch-skulpturalen Gebäudeentwürfe bewegen sich stets an der Schnittstelle zu Architektur, Kunst und sozialem Design und heben die Disziplin auf eine neue Ebene. Während die Bauindustrie die Hoheit darüber übernommen hat, wie Architektur auszusehen hat, mit einem Fokus auf kommerzielle Aspekte, geht Ishigami seinen eigenen kompromisslosen Weg und realisiert seine visionären Projekte. Jedes seiner idiosynkratischen Projekte ist in seiner Ästhetik einzigartig und referiert auf die individuellen Gegebenheiten sowie Problemstellungen unserer Zeit. Damit erweitert und überschreitet er kontinuierlich die Grenzen seiner Profession und setzt neue Maßstäbe für die Zukunft.“
Elke Delugan-Meissl,
Präsidentin Friedrich Kiesler Stiftung
Mit freundlicher Unterstützung von
Architekturzentrum Wien
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
Dorotheum
Le Meridien Vienna
Stadt Wien Kultur
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Universität für Angewandte Kunst